Jetzt haben es historische Städte so an sich, dass deren Straßen zumeist ebenfalls von der Geschichte gezeichnet sind. Was für den Besucher einer solchen Stätte natürlich romantisches Beiwerk ist, ist für den Marathonläufer Herausforderung und für den Prothesenläufer eine Challenge der Sonderklasse.
Der Marathon-Sonntag begann mit einer wohl einmaligen Startlinie vor der Kathedrale von Florenz, die auf diesem Planeten wohl ihres gleichen sucht und dem Athleten schon vor dem 1. Schritt dokumentiert, wie klein wohl die heutige Leistung und die gelaufene Zeit gegen die zeitlose Dimension dieses Monumentes sein wird.
Ein wirklich unglaublicher Platz um sich auf eine 42,195km Schleife zu begeben.
Eine Schleife die sich aus dem Zentrum der Stadt Richtung schöner Parkanlagen schlängelte, um dann für kurze Zeit über die Ponte Vecchio wieder das historische Zentrum zu steifen, danach den Weg weiter Richtung Stadion des AC Florenz vorzugeben, um in Folge die Strecke zum großen Finale in das historische Zentrum der Renaissance Stadt auszubreiten.
Dieses Finale, das du mit ca. 5km Distanz dimensionieren kannst, führte uns (ca. 9.000 Marathoniken) durch diese unglaubliche Altstadt von Florenz, nochmals vorbei am Dom, vorbei an den Uffizien, nochmals zum Arno, vorbei am Palazzo Vecchio, hin zu kleinen und größeren Gassen die dich mit ihrer Schönheit und Geschichte fast erdrücken. Aber dann waren da auch diese Pflastersteine und du kannst dich erinnern, ich habe es dir schon zu Beginn geschrieben. Diese Verhältnisse die für den Prothesenläufer nicht nur unrhythmisch sind, sondern das Laufen zu einem wahren Rodeo machen. Schritt die nicht nur aufgrund der Stolpergefahr sehr konzentriert gelaufen werden müssen, was nach 37km schon schwierig ist, sondern auch Schritte, die dich langsamer machen.
Jetzt bist du natürlich als Marathonläufer auch auf der Suche nach einer guten Zeit und diese Suche wird damit nicht vereinfacht und somit beginnst du ein wenig zu hadern, weil es halt nicht einfacher und auch nicht schneller wird. Das ist wohl der Zeitpunkt an dem du dir einen solchen Tag zerstören oder vergolden kannst.
Mir gelang Gott so Dank zweites und ich stellte mich diesem schweren Streckenabschnitt, mit alle seiner unrhythmischen Herausforderung, aber halt auch mit all seiner Schönheit. Und selten wurde mir so klar, dass es halt notwendig ist derartige Zusatzstrapazen auf sich zu nehmen, wenn du in historischen Städten Marathonmomente erleben willst – was halt unglaublich schön ist und für mich den geschichtsverliebten Athleten den Marathon nochmals zusätzlich krönt!!!!
So ging es auf diesem erwähnten Rodeo-Ritt Richtung Ziellinie, der mich ein drittes Mal zum Dom führte und die sich vor selbigen in beeindruckender Form ausbreitete.
Und was soll ich dir sagen, manche Dinge lernst du als routinierter Marathonläufer (und es war meine mittlerweile 10.) und weißt du halt schon am Start, es war nicht die Zeit die an diesem Vormittag zählte, es war das Geschaffte und das Mitgenommene was zählte und gegen diese beeindruckende Stadt war sowieso alles klein und es war in Wirklichkeit nur eine Ehre, in Ihr Laufen zu dürfen.
FORZA!!!
Ergebnis:
Firenze Marathon 24.11.2019: 42,195km, 3.33.30h