Glücklich ist, wer vergißt!!! Gedanken aus dem Ötztal.

Da war er wieder – der Ötztaler Radmarathon!!! Nach 2017 stand er zum 2 mal auf meinem Programm und irgendwie beruht die Anmeldung auch auf den schönen Gedanken und Erinnerungen die ich an mit diesem 1. Antreten verbinde.

Da war er wieder – der Ötztaler Radmarathon!!! Nach 2017 stand er zum Zweiten Mal auf meinem Programm und irgendwie beruhte die Anmeldung auch auf den schönen Gedanken und Erinnerungen die ich mit diesem 1. Antreten verbinde. 

Wenn du mit derartig positiven Erinnerungen mit einem Erlebnis in Kontakt stehst, dann passiert es sehr oft, dass die Dinge die, im konkreten an diesem Tag vor 2 Jahren, mittelmäßig bis gar nicht toll waren fälschlicherweise nur noch einen kleinen und unbedeutenden Platz einnehmen. 

Somit bin ich mit gestählter Brust Richtung Sölden aufgebrochen und war mir sicher, dass die auf der CCC Wien-Nizza 2019 gefahrenen Kilometer und besonders Höhenmeter die perfekte Vorbereitung waren und mir den entsprechenden Rückenwind für diesen langen Tag in den Alpen (230km, 5.500hm) geben werden.

Startschuss war dann am Sonntag, 1.9.2019 um 6.45 und ein Tross von 4.000 Radlern bewegte sich Richtung Kühtai. Nachdem die Zufahrt zu dem 1. Pass – 30km von Sölden Richtung Inntal -gut bewältigt war, ging es das Kühtai hinauf. Der 1. Berg an diesen Tag, der sich durch seine Steilheit auszeichnet. Für mich tatsächlich eine schöne Auffahrt ohne größere Probleme. Nach der Abfahrt nach Innsbruck folgt der lange aber niemals steile Anstieg auf den Brenner, dem die Abfahrt nach Sterzing folgt. Soweit so gut und auch so schön. Es folgt der Jaufenpass, den ich mittlerweile zum 3. Mal befahren durfte und der auch in diesem Jahr zeigte, warum ich ihn (sportlich) nicht wirklich mag. Ein langer Anstieg der sich dadurch auszeichnet, dass er einfach niemals auslässt und du auch die kleinsten Flachstücke wie die berühmte Nadel im Heuhaufen suchst. Es war besonders gegen Ende eine Quälerei die dann gegen 14.30 ein mit einem freudigen Lächeln begleitetes Ende finden sollte. Es folgte eine Abfahrt nach St. Leonhard, was wiederum bedeutet, dass der letzte und längste Anstieg auf mich wartet von 750m auf 2.500m, sprich 1.750hm über ca. 35km verteilt. Ein würdiger Abschluss an einem solchen Tag. Ein Abschluss der mir wieder einmal dokumentierte – glaube jedem – nur nicht dir selbst. Ich hatte in großzügigster Weise ganz Streckenabschnitte und damit hunderte steile Höhenmeter einfach aus meinem Gedächtnis gestrichen und war nach fast jeder Kurve überrascht was da noch alles kam und was ich somit nicht mehr vor meinem geistigen Auge hatte . Das waren dann die Momente wo mir wieder bewusst wurde, wie herrlich wir verdrängen können und wie schön wir uns nur das im Gedächtnis aufbewahren, was für uns in einem positiven Zusammenhang steht. Das gilt vermutlich nicht nur für den Sport und es war mir an diesem Tag eine schmerzliche Lehre, bei der Planung und beim Urteilen über erlebtes sich genauer und objektiver zu erinnern.

Aber du wirst es nicht glauben, ich habe es zumindest fast wirklich nicht mehr geglaubt, auch an diesem Tag kam der Moment als ich oben ankam und mich vermeintliche in dem Gedanken „ich habe es geschafft“ (vom Timmelsjoch gilt es nur noch eine ca. 25km Abfahrt nach Sölden zu bewältigen) wähnte. Doch da entschied Petrus mir noch ein Learning zu schenken und beglückte mich mit Starkregen. Jetzt ist der Regen generell beim Radln nicht dein bester Freund, wenn du aber bei 5 Grad auf 2.500m stehst und eine Abfahrt vor dir hast, dann ist er echt mühsam. Lange Worte kurzer Sinn, ich glaube ich kann tatsächlich sagen, dass mir in meinem Leben noch nie so kalt war, wie in diesen 45 Minuten und ich kann mit Sicherheit sagen, dass eine warme Dusch noch niemals so ein Segen war. Und jetzt versteht auch der Städter, warum „die Bauern erst beim Heimgehen jodeln“ und man „das Fell des Bären erst verteilen soll, wenn er auch schon erlegt ist“.

Aber trotzdem, nach der Abfahrt, an der ich mir sogar nach diesem Tag nichts mehr als eine Auffahrt bei der mir wieder ein bisschen warm wird wünschte, kam das Ziel. Ein Ziel das an diesem Tag nochmals schöner, wenn auch kälter, als viele andere war und in dem ich als Eiswürfel stand und mir dachte, unglaublich was uns der Herrgott für herrliche Berge hergestellt hat!!! Und ja ( siehe mein Blog der Murmeltiere), auch diesmal haben die Murmler wieder gepfiffen. Jetzt wirst du dich vielleicht fragen, wann das denn war und ich kann dir wahrheitsgetreu antworten – als der Regen begann!!!

FORZA

01.09.2019, Ötztaler Radmarathon

Zeit: 12.20h

Strecke: Kühtai, Brenner, Jaufenpass, Timmelsjoch – 230km, 5.500hm

Was dich bewegt … ?

… wenn du wenige Wochen vor einer der ganz großen Herausforderungen des Radsport stehst?

Da hast du schon viel im Kopf und versuchst im Rahmen deiner Möglichkeiten alles richtig zu machen. Da spreche ich nicht nur von einer guten körperlichen Vorbereitung, sondern auch von der richtigen Zeiteinteilung, dem aufrecht Erhalten des Spaßfaktors und sich auch mental nicht mit negativen Gedanken kaputt zu machen.

Aber ganz ehrlich, was soll schon passieren an diesem Sonntag, 27.8.29017 beim Ötztaler Radmarathon. Ja, die Eckdaten sehen schon ein bisschen erschreckend aus – 238km, 5.500hm, 4 Berge (Kühtai, Brenner, Jauchenpass und Timmelsjoch). Ein richtiges Monster dieser Bewerb, aber trotzdem stellt sich die Frage nach dem Worst Case nicht wirklich, weil es keinen gibt. Es gilt einen Wettkampf gegen sich selber – deine Seele gegen deinen Körper und gegen deinen Kopf – zu gewinnen. Da merkst du schon, der Sieger bist mit Sicherheit du. 😉

Gut, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Weil natürlich will man dieses Ding schaffen, fertig bekommen und sich selber beweisen, dass es geht, dass man ein weiteres Mal sich selber, aber auch dem Umfeld zeigt, was alles möglich ist, wie sehr du dich überwinden kannst drüber zu gehen, bereit bist Grenzen zu verschieben und aus einem großen Tag viel an Erfahrungen mit zu nehmen. Darin liegt dann vermutlich auch der Grund, warum der Worst Case keine große Niederlage sein kann, weil selbst ein nicht finishen bringt viele Erfahrung mit sich und daher bin ich der Meinung, die einige Niederlage wäre, nicht anzutreten, sich nicht über dieses Herausforderung zu trauen.

Somit heißt es weiter treten, um am Tag X abzurufen! FORZA!!!