#tiefendurchleben
Das Schicksal
Es war dieser 19.12.1989 der mein Leben unwiderruflich verändern sollte. So bin ich noch am 18.12. als praktisch gesunder junger Sportler schlafen gegangen, aber der nächste Tag ließ alles anders werden. Eine vermeintliche Grippe entpuppt sich als Waterhouse-Friderichsen-Syndrom infolge einer bakteriellen Infektion. Am Abend des 19.12 waren meine Überlebenschancen bei 2%. Irgendwie habe ich die Sache dann aber doch überlebt und fragt mich nicht, was genau der Grund dafür war. Ob es die unzähligen Gebete von Familie, Freunden und Verwandten waren, die ständigen Besuche meiner Familie, meine gute körperliche Konstitution oder eben ein Mix aus allem. Die Krankheit wurde besiegt und schlussendlich muss man sagen, das Einzige was sie bekommen hat, sind meine beiden Unterschenkel, mehr war ich nicht bereit zu geben.
Trotzdem war das natürlich eine Situation, mit der keiner gerechnet hatte und auf die niemand vorbereitet war.
Es sollte alles bei Null beginnen! Alles? Es stellte sich Gott sei Dank bald heraus, dass nicht alles bei Null anfing. Da waren Familie und Freunde die mir zu Seite standen und so konnte ich den Weg zurück gut gerüstet starten. Trotzdem ist ein solcher Weg nicht einfach zu beschreiten, zu oft verstellen Steine den Weg, oder es verlocken Abzweigungen dazu, in die falsche Richtung zu gehen. So war die Zeit der Rehabilitation am Weißen Hof (in Klosterneuburg) im Frühjahr 1990 eine harte und beschwerliche, aber doch auch auf ihre Art eine schöne. Begleitet von meinen Sportlehrern und meiner Physiotherapeutin gelang es, wieder Mut zu fassen und den wichtigen Schritt zurück zur Mobilität zu schaffen. Danach kamen die Schritte der Rückkehr in meinen Alltag, insbesondere in den schulischen Alltag.
Aber natürlich und ich denke, das ist der wesentliche Schritt, galt es grundsätzlich in meinem Leben meine Stellung und Funktion neu zu definieren. Viele Dinge waren nun nicht mehr möglich und so war eine Neuorientierung gefragt, die es nun zu finden galt. Das, was jetzt leicht klingt, war natürlich ein langer Prozess, der mit vielen Niederlagen und Rückschlägen verbunden war, die ich überwinden musste. Das ist dann wohl auch der Schritt, wo man trotz zahlreicher Unterstützung selbst stark sein muss und wissen sollte, wo man hin will! Und es ist vermutlich auch der Schritt, an dem leider viele scheitern.
Daher ist es mir ein besonderes Bedürfnis, in meinen Vorträgen genau darauf einzugehen, um auch anderen Menschen einen Einblick zu geben und Wege aufzuzeigen, die es ermöglichen können, aus Niederlagen oder Rückschlägen gestärkt hervorzugehen und wie man es in weiterer Folge schaffen kann, wieder mit sich und seinen Leistungen zufrieden zu sein, was ich wiederum als Grundlage für ein nachhaltiges Wohlbefinden sehe.